Trotz Fachkräftemangel werden in vielen Unternehmen Stellen abgebaut. Große Konzerne strukturieren um, für viele ist Stellenabbau der schnellste Weg. All das in Zeiten eines Fachkräftemangels, der Unternehmen in Deutschland vor immer größere Herausforderungen stellt. Passen diese Gegensätze dauerhaft zusammen?
Konjunkturschwäche verringert kurzfristige Nachfrage
Laut ifo Konjunkturumfrage im März hat der Fachkräftemangel in Deutschland etwas abgenommen. „Die schwächelnde Konjunktur verringert die Nachfrage nach Fachkräften kurzfristig“, sagt ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Doch das grundlegende Problem bleibt seiner Meinung nach bestehen.
Stellenabbau: Firmen unter Druck
Deutsche Firmen stehen unter Druck: Wachstumsschwäche, hohe Kapitalkosten und der technologische Wandel zwingen zu Sparkursen. Damit geht meist ein Stellenabbau einher. Zahlreiche Nachrichten aus der Industrie lösen Sorge aus:
SAP streicht weltweit 8.000 Stellen
Hausgerätehersteller Miele verlagert 700 Jobs nach Polen
Pharmariese Bayer will auf Tausende Führungskräfte verzichten
Banken haben den Rotstift angesetzt, auch in der Baubranche werden Tausende Mitarbeiter nicht mehr gebraucht.
Unsere Arbeitswelt wird immer komplexer, viele verschiedene Veränderungsprozesse laufen gleichzeitig ab. Plötzlich funktionieren alte Geschäftsmodelle nicht mehr. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen Unternehmen reagieren.
Fachkräfte bleiben knapp
Viele Bereiche müssen auf den Prüfstand. Doch gut ausgebildete Fachkräfte sind und bleiben knapp. Wenn Unternehmen qualifizierte Fachkräfte für einen Bereich nicht mehr brauchen, entsteht gleichzeitig eine Lücke für eine andere Spezialisierung. Wenn beispielsweise der Bau von Verbrennermotoren zurückgeht, steigt gleichzeitig der Bedarf an Spezialisten für Elektrofahrzeuge.
Wenn in den nächsten Jahren die „Babyboomer” in Rente gehen, wird sich die Situation weiter verschärfen. Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung rechnet vor, dass „wir ohne Ausgleich aus demographischen Gründen bis zum Jahr 2035 sieben Millionen Arbeitskräfte weniger haben”.
Der Fachkräftemangel entwickelt sich zum Dauerproblem in der deutschen Wirtschaft. 82% der Arbeitgeber haben Probleme, offene Stellen zu besetzen, so die MPG-Studie „Fachkräftemangel 2024“. Im weltweiten Vergleich liegt Deutschland nach dieser Studie auf Rang 2 nach Japan.
Für Unternehmen wird es wichtig sein, bei der Personalsuche auch neue Wege in Betracht zu ziehen. Während in manchen Branchen Dienstleistungen ins Ausland verlagert und nach Deutschland importiert werden können, funktionieren derartige Modelle nicht in allen Berufen. Pflege, Erziehungsbereich, Handwerk oder Baugewerbe haben allesamt eine große Zahl offener Stellen vorzuweisen, die nicht besetzt werden können.
Fachkräfte im Ausland anwerben
Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung werden 400.000 ausländische Fachkräfte pro Jahr gebraucht, um dem Renteneintritt der Babyboomer entgegenzuwirken. Die Rekrutierung aus dem Ausland ist jedoch für viele mit hohen bürokratischen Hürden verbunden.
Bernd Fitzenberger vom IAB bestätigt die guten Erfahrungen der Firmen mit der Integration ausländischer Mitarbeiter, wenn in der Einarbeitungsphase entsprechende Schulungen und Sprachkurse stattgefunden hätten.
Doch internationale Fachkräfte können weit mehr, als freie Stellen zu besetzen. Durch ihren anderen Bildungs- und Erfahrungshintergrund bringen sie frische Impulse ins Unternehmen. Eine andere Herangehensweise kann neue Wege oder Märkte erschließen. Dazu sind Fachkräfte aus dem Ausland meist besonders engagiert und tragen zu einer vielfältigen Unternehmenskultur bei.
Experten für internationale Fachkräfte
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